Wer seit Frühjahr 2021 die Tartanbahn des Langenhagener Schulzentrums in der Region Hannover besucht, mag sich die Frage stellen, was es wohl bringen soll, wenn sich dort ein Geher ein Zuggeschirr umlegt, um dann einen daran befestigten Schlitten, der zudem noch mit Gewichten beladen ist, hinter sich herzuziehen. Und offensichtlich hat der schnaufende Typ es eilig. Dann, nach 400 Metern reißt er an der roten Leine, woraufhin sich der Schlitten vom Geschirr löst und der somit von der Last Befreite nun richtig Gas gibt.
Als ehemaliger Langstreckenläufer, der sich nach der Erholung von massiven Bandscheibenschäden innerhalb von 15 Jahren vom Rehabilitationswalker zum Powerwalker steigern konnte, wagte ich Mitte 2018 mit der Anmeldung zum 1. Oldenburger Gehertag den Einstieg in den Gehsport. Statt einfach nur powerwalkend so schnell wie möglich ins Ziel zu kommen, suchte ich die Herausforderung in der technischen Disziplin des athletischen Gehens. Es brauchte eine geraume Zeit, um als „Nachwuchsgeher“ unter Wettkampfbedingungen stets regelkonform unterwegs zu sein. Doch je mehr ich mich mit der Technik des Bewegungsablaufes auseinandersetze, zuletzt im Rahmen einer pandemiebedingt virtuell veranstalteten Racewalk-Clinik in den USA, um so größer wird mein Gefallrn an dieser Sportart.
Seit einigen Wochen arbeite ich nun daran, mit der von mir aufgewendeten Kraft so schnell wie möglich und den Gehsportregeln entsprechend vorwärtszukommen. Dafür verwende ich gern einen sogenannten Sprintschlitten, der auch von fortgeschrittenen Kurzstreckenläufern im Training eingesetzt wird. Die Arbeit mit dem Widerstand beim Schlittenziehen hilft mir, im Bewegungsablauf genau den Bereich zu finden, an dem die aufgewendete Kraft längs durch den Körper eine optimale Beschleunigung nach vorn entfaltet. Nach dem anschließenden Ziehen der Reißleine und dem Loslösen des Schlittens vom Zuggeschirr nach einer Distanz von 200 oder auch gern 400 Metern geht es bei mir dann in einer ergonomisch vorteilhafteren Weise voran. Neben einer Steigerung der Schrittfrequenz erziele ich nun im Verlauf dieser Trainingseinheiten die gewünschte Erhöhung der Geschwindigkeit, ohne regelwidrig unterwegs zu sein. Zudem habe ich den Eindruck gewonnen, dass mir die Füße vor dem Körper nicht mehr im Weg sind, worunter gerade Anfänger im Zusammenhang mit der im Gehen geforderten Kniestreckung mitunter leiden können.
Nun sehe ich nach den pandemiebedingten Wettkampfausfällen gespannt den offenen Berlin-Brandenburgischen Meisterschaften am 20.06.2021 im Britzer Garten entgegen, um dort beim
10km-Straßengehen meine neue Erfahrung unter Wettkampfbedingungen auf die Strecke zu bringen.